In den ersten Lebensmonaten, in denen Du Dein Babys noch ausschließlich von Milch ernährt hast, hatte es wahrscheinlich selten Probleme mit dem Stuhlgang. Sobald es Beikost bekommt, kann Verstopfung beim Baby aber plötzlich ein Thema werden. Bis zu 15% der Säuglinge sollen von anhaltender Verstopfung (chronische Obstipation) geplagt sein – Tendenz steigend! Woran das liegen kann und welche Beikost – oder andere Hausmittel – bei Baby-Verstopfung helfen, erkläre ich Dir hier.
Baby hat Verstopfung durch die Beikost – mögliche Ursachen
Unreifes Verdauungssystem
Muttermilch und auch industrielle Säuglingsmilch sind in aller Regel sehr leicht verdaulich. Die Milch enthält viel Flüssigkeit und die wenigsten Babys haben langanhaltende Probleme abseits von Blähungen oder 3-Monats-Koliken. Doch mit der ersten festen Nahrung muss das Verdauungssystem mehr leisten: Die Nahrung muss zersetzt und abtransportiert werden. Dazu benötigt der Körper entsprechende Verdauungsenzyme, Darmflora und Peristaltik (Darmbewegungen). Je nach Entwicklungsstand eines Kindes kann es damit noch eine Weile Probleme haben.
Sollte Dein Baby gleich zu Anfang der Beikost, also mit den ersten Löffelchen bzw. Bissen, Probleme bekommen, prüfe die Beikostreife erneut. Babys, die noch nicht bereit für Beikost sind, haben in der Regel auch Probleme, diese zu verdauen. Der Darm ist einfach noch nicht so weit und produziert nicht ausreichend Enzyme.
Zu schnelle Umstellung auf Beikost
Prüfe auch die Menge, die Dein Kind bekommt. Als Faustregel gilt: Der Magen eines Kindes fasst in etwa so viel wie seine geballte Faust.
Aus verschiedenen Gründen erfolgt die Umstellung von Milchnahrung (Stillen oder Pre) auf Beikost in unserer Gesellschaft verhältnismäßig schnell. Für die Versorgung mit Nährstoffen hat das nicht unbedingt negative Auswirkungen, weil Lebensmittel in ausreichender Vielfalt und Qualität zur Verfügung stehen.
Allerdings solltest Du Dir bewusst machen, dass sowohl Mutter- und Flaschenmilch die Verdauungstätigkeit stärker anregen als feste Nahrung.
Folgende Bestandteile der Muttermilch bzw. Pre-Nahrung wirken Verstopfung bei Deinem Baby entgegen:
- Ballaststoffe
- Milchzucker (Laktose)
- Fette
- Flüssigkeit
Zudem wirkt sich auch das Saugen, vor allem an der Brust, positiv auf die Darmtätigkeit aus.
Wenn Du bei Deinem Baby ganze Milchmahlzeiten durch Brei ersetzt, fällt dieser Effekt mehr und mehr weg. Manche Kinder reagieren auf diese Umstellung mit hartem Stuhl oder Verstopfung. Ihnen kann es helfen, in zeitlicher Nähe zur festen Mahlzeit auch die Brust oder ein Fläschchen zu erhalten – und dafür erst einmal weniger Beikost.
Zu wenig Flüssigkeit
Muttermilch oder Pre-Nahrung stellt auch sicher, dass Dein Baby genug Flüssigkeit aufnimmt. Denn manchmal ist auch ein Flüssigkeitsmangel Ursache für Verdauungsprobleme. Zusätzlich darfst Du ab Beikostreife zu jeder Mahlzeit Wasser anbieten, am besten in einem Becher. (Aber Achtung: Zum Trinken drängen ist keine Option, bitte nur häufig etwas zu trinken anbieten und das Kind entscheiden lassen!)
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, dass Babys bis 12 Monate 400 ml zusätzlich zur Beikost trinken, ab 1 Jahr dann 820 ml.
Stopfende Lebensmittel
Einige Lebensmittel können stopfend wirken und damit die Verdauung ausbremsen. Zum Beispiel:
- Weißmehlprodukte (z.B. Brot, Zwieback)
- unreife Bananen
- Karotten und -saft
- weißer Reis
- Zucker
Wenn ihr mit Gemüsebrei in die Beikost startet, macht darum z.B. Pastinake oder Kürbis mehr Sinn als z.B. Karotte. Meide vorübergehend stopfende Lebensmittel in der Beikost und prüfe, ob sich die Verstopfung bei Deinem Baby dadurch bessert.
Schlaf- oder Bewegungsmangel
Interessanterweise hängt die Verdauung auch mit dem Schlaf zusammen, wie Studien nahelegen. Weniger überraschend scheint da, dass auch bei Babys schon ein Bewegungsmangel die Verdauung verlangsamen kann. Sorge also dafür, dass Dein Baby sich bewegt, sobald es kann.
Schon mit wenigen Wochen können viele Babys sich nach rechts oder links drehen. Und alle Babys strampeln und zappeln, wenn man sie lässt. Anstatt sie tagsüber in der Babyschale oder eine Wippe zu „parken“, fördere lieber so gut es geht die Bewegungsfreiheit und motorische Entwicklung.
(Chronische) Erkrankungen
Nicht zuletzt kann eine Zöliakie, Unverträglichkeit oder Allergie zu Verstopfung führen. In seltenen Fällen kann auch der sog. Morbus Hirschsprung, eine angeborene Veränderung der Darmzellen, der Ursprung sein.
Aber keine Sorge – die allermeisten Babys mit Verstopfung haben nichts davon, sondern es handelt sich um ein vorübergehendes Phänomen. Auch viel Stress oder ein veränderter Tagesablauf können das Verdauungssystem durcheinanderbringen, genauso wie eine überstandene Magen-Darm-Infektion.
Verstopfung beim Baby durch Beikost – wann zum Arzt?
Sollte die Verstopfung anhalten (ab 4 Wochen spricht man von chronischer Obstipation), immer wieder auftreten und sich mit Hausmitteln nicht lösen lassen, solltest Du darum einen Arzt prüfen lassen, ob es behandlungsbedürftige Ursachen gibt.
Bitte gib Deinem Baby nicht auf eigene Faust irgendwelche Zäpfchen oder Medikamente, auch keine Kümmelzäpfchen! Ebenso abgeraten wird von allem, was „nachhelfen“ soll, indem etwas in den Anus eingeführt wird (Fieberthermometer, Einläufe, etc.).
Der Arzt kann aber durchaus ein Mittel als Stuhlweichmacher verschreiben, sollte stuhlauflockernde Beikost und andere Hausmittel gegen Verstopfung bei Deinem Baby allesamt nicht helfen.
Diese Beikost hilft gegen Verstopfung beim Baby
Aber welche Lebensmittel helfen konkret, wenn die Verstopfung schon da ist? Welcher Brei ist stuhlauflockernd? Was lockert den Stuhl bei Babys sonst noch auf? Hier kommen die besten Hausmittel bei Verstopfung für ein Baby, das Beikost bekommt.
🍑 Abführende Beikost mit viel Fruchtzucker
Es gibt viele beikostgeeignete Lebensmittel, die die Verdauung anregen oder sogar abführend wirken können – allen voran die meisten Obstsorten. Denn sie enthalten Fruchtzucker, der in größeren Mengen abführend wirkt. Je mehr Fruchtzucker eine Obstsorte enthält, umso besser eignet sie sich gegen Verstopfung beim Baby.
Am häufigsten empfohlen werden Breis mit:
- Pflaume / Zwetschge
- Birne
- Apfel
- Pfirsich
- Aprikose
Roh solltest Du Pflaume, Birne, Pfirsich und Aprikose nur geben, wenn sie sehr weich sind. Ansonsten kannst Du sie in großen Stücken als Fingerfood dünsten oder zu Brei verkochen.

Äpfel solltest Du für Dein Baby immer dünsten oder roh reiben. Denn entgegen der häufig verbreiteten Meinung führt geriebener Apfel nicht zu Verstopfung, sondern ist auch ein bewährtes Hausmittel dagegen. Das Apfelpektin, das bei geriebenem Apfel in erhöhter Menge enthalten ist, wirkt nämlich stuhlregulierend – d.h. es wirkt gleichermaßen bei zu festem und zu flüssigem Stuhl.
Statt frischer Pflaumen kannst Du auch Pflaumensaft oder ungeschwefelte Trockenpflaume verwenden. Letztere bitte in Wasser einweichen und dann zusammen mit dem Einweichwasser zu einem Brei pürieren.
🥦Ballaststoffreiche Beikost
Stuhlauflockernd wirken auch die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthaltenen Ballaststoffe. Achte auch abseits einer akuten Verstopfung darauf, dass die Ernährung Deines Kindes wenig Zucker, Weißmehl und hochverarbeitete Lebensmittel enthält, dafür umso mehr Gemüse, Nüsse (gemahlen, z.B. in Form von zuckerfreiem Nussmus) und Samen sowie Vollkornprodukte.
Sehr viele Ballaststoffe, die bei Verstopfung helfen können, sind zum Beispiel enthalten in:
- Kohlsorten (für Babys eignen sich z.B. Brokkoli, Blumenkohl)
- Vollkorngetreide
- Hülsenfrüchte
- Haferkleie
- Chiasamen
🥛Probiotische Beikost-Lebensmittel
Probiotische Lebensmittel liefern Bakterienkulturen, die die Verdauung anregen. Dazu gehören zum Beispiel:
- frisches Sauerkraut (aus dem Kühlregal, nicht aus der Dose / Beutel)
- Joghurt (auch pflanzliche Joghurt-Alternativen)
- Wasserkefir
- fermentiertes Gemüse
Fermentiertes Gemüse und Sauerkraut haben einen starken Eigengeschmack und enthalten zum Teil viel Salz. Spüle es unter fließendem Wasser ab und mische eine kleine Menge püriert oder ganz fein gehackt unter den Gemüsebrei, um der Verstopfung entgegenzuwirken.
🧈 Fettreiche Beikost
Nicht zuletzt braucht die Verdauung immer auch ausreichend Fettsäuren, um richtig zu „flutschen“. Ein Löffelchen extra Distelöl im Brei kann da Wunder wirken.
Bereite den Babybrei generell immer mit etwas Öl zu, denn viele Vitamine können nur in Kombination mit Fett richtig aufgenommen werden.
Weitere Hausmittel gegen Verstopfung bei Säuglingen
Wärme
Was nie schaden kann, auch gegen die Schmerzen und Unwohlsein, die oft mit einer Verstopfung beim Baby einhergehen: Bauch-Massagen, Wärmekissen oder Bäder.
Bewegung und „Baby-Sport“
Auch Bewegungen wie beim „Fahrradfahren“ mit den Beinchen, während das Kind auf dem Rücken liegt, können die Darmtätigkeit in Schwung bringen. Ermögliche Deinem Baby generell ausreichend Bewegung im Alltag – egal, ob es unter Verstopfung leidet. Kurse wie Pekip oder Babyschwimmen, aber auch eine babysichere Wohnung zum Entdecken sind optimal.
Tragen und Abhalten
Bei manchen Babys kommt auch durch das Tragen in der Babytrage die Verdauung in Gang, wenn die Beinchen angehockt sind und der Körper sanft geschaukelt wird. Oder hast Du schon mal ausprobiert, Dein Baby in die Abhalteposition zu bringen?
Milchzucker
Milchzucker aus dem Drogeriemarkt ist ein altbekanntes Hausmittel, um Verstopfung akut zu behandeln. Laut Packungsangabe ist er allerdings erst für Kinder ab einem Jahr erlaubt, weil in Mutter- oder Pre-Milch ja bereits Laktose enthalten ist. Außerdem entzieht Milchzucker dem Darm Wasser, was bei Babys zu einem kritischen Flüssigkeitsmangel führen kann.
Hat mein Baby wirklich Verstopfung? Diese Anzeichen sprechen dafür
Aber woher weiß ich überhaupt, dass das Baby Verstopfung hat und sich nicht aus einem anderen Grund unwohl fühlt? Wenn Du unsicher bist, kannst Du folgende Punkte prüfen:
- Stuhlgang kommt seltener: Zunächst einmal weißt Du als Elternteil vermutlich, wie häufig in den letzten Tagen und Wochen Stuhlgang bei Deinem Baby kam. Auch Farbe und Konsistenz kennen die meisten. Wenn nun kein Stuhlgang auftritt, obwohl er zu erwarten wäre, ist das ein erster Hinweis auf Verstopfung. Wie lange darf ein Baby keinen Stuhlgang haben? Grundsätzlich gilt es als normal, dass Babys ab Beikosteinführung nicht mehr jeden Tag Stuhlgang haben, aber etwa jeden zweiten sollte schon etwas kommen.
- Verhärteter Stuhl: Wenn Stuhlgang bei Verstopfung kommt, ist er hart, dick und kugelig. Der Stuhlgang bereitet sichtlich Mühe oder sogar Schmerzen. Auch die Menge an Stuhl unterscheidet sich wahrscheinlich von der üblichen, denn es kommt weniger, teils dafür aber häufiger. Man spricht dann von unvollständiger Darm-Entleerung.
- Wunder Po: Nach dem Stuhlgang kann der Popo gerötet und gereizt sein.
- Hartes Bäuchlein: Der Babybauch ist schmerzhaft, hart und steht hervor. Eventuell möchte Dein Baby dort nicht angefasst oder gar massiert werden.
- Appetitlosigkeit: Dein Kind hat möchte nichts essen, denn der Darm ist ja bereits voll.
Wie lange dauert es, bis sich der Darm an die Beikost gewöhnt hat?
Wenn die Beikost bei Deinem Baby gelegentlich Verstopfung verursacht, ist das nicht gleich ein Grund zur Sorge – sondern kann einfach mal vorkommen. Zunächst einmal kannst Du die Verstopfung beim Säugling mit Hausmitteln und geeigneter Beikost zu lösen versuchen.
Wie lange es dauert, bis Verstopfung aufhört, kann Dir niemand mit Sicherheit sagen. Das hängt auch und vor allem mit der Darmgesundheit zusammen, die Du durch gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil am besten fördern kannst.
Unterstützen kannst Du diesen Prozess auch, indem Du Dein Kind möglichst lange stillst – weit über die Beikosteinführung hinaus. Stillen verringert nachweislich das Risiko für Verstopfung, denn sie enthält unter anderem Enzyme, die die Verdauung unterstützen und Antikörper, die Infekte der Darmschleimhaut abwehren. Außerdem werden mit der Muttermilch lebende Darmbakterien und Präbiotika, die eine gesunde Besiedlung der Darmflora bewirken.
Welche Erfahrungen hast Du bei Deinem Baby mit Verstopfung und Beikost gemacht? Erzähle es uns in den Kommentaren!
Quellen:
- Faith D. Ihekweazu, M.D., M.S.1 and James Versalovic, M.D., Ph.D.2: „Development of the pediatric gut microbiome: Impact on health and disease“. Am J Med Sci. 2018 November ; 356(5): 413–423. doi:10.1016/j.amjms.2018.08.005
- Nova Southeastern University. „New study points to another possible correlation between sleep and overall good health.“ ScienceDaily. ScienceDaily, 28 October 2019.
- UKD Universitäts-Klinikum Düsseldorf (: „Morbus Hirschsprung“
- Universitäts-Kinderspital beider Basel: Patienteninformation „Chronische Verstopfung bei Kindern“
- World Health Organization (2019): „Guidelines on physical activity, sedentary behaviour and sleep for children under 5 years of age“. Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 IGO
Mehr Infos dazu findest Du hier.