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Frühchen – Alles zur Geburt, zur Entwicklung und zur Versorgung von Frühgeborenen


In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Frühchen geboren. Das heißt, dass etwa jedes 11. Baby eine Frühgeburt ist. Mittlerweile können Mediziner und Medizinerinnen sogar Babys retten, die vor der 24. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren wurden. Sie wiegen mitunter weniger als 500 Gramm. In diesem Beitrag erfährst Du, was „Frühgeburt“ überhaupt bedeutet, welche Folgen es haben kann, wenn das Baby verfrüht zur Welt kommt, wie und wo die Versorgung der Kleinen sichergestellt wird und wodurch sich das Risiko einer Frühgeburt erhöht.

Wann ist ein Kind ein Frühchen?

Dem Mutterschutzgesetz nach ist ein lebend geborenes Kind, dann eine Frühgeburt, wenn es weniger als 2500 Gramm wiegt. Das Mutterschutzgesetz orientiert sich am Gewicht des Kindes.

Aus medizinischer Sicht, gilt ein Baby dagegen als Frühgeburt, wenn es vor dem Ende der 37. SSW auf die Welt kommt. Das heißt mehr als 3 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin.

Man unterscheidet außerdem 3 Arten von Frühgeburten:

  • Späte Frühgeburten

Dazu zählen Babys, die zwischen der 34. und 37. SSW geboren werden. 

  • Frühgeburten mit sehr niedrigem Geburtsgewicht

Darunter fallen Babys, die zwischen 1000 und 1500 Gramm wiegen. Meist kommen sie vor der 32. SSW zur Welt.

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  • Frühgeburten mit extrem niedrigem Geburtsgewicht

Dazu zählen Babys, die weniger als 1000 Gramm wiegen. Sie kommen meist vor der 29. SSW zur Welt.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Frühchen überlebt?

Die Medizin hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Heute überleben mehr als 80 % der Babys, die bei der Geburt weniger als 1000 Gramm wiegen. (vgl. Ärzte Zeitung). Sie müssen engmaschig in Perinatal-Zentren betreut werden. Das sind spezielle Einrichtungen für Früh- und Neugeborene. 

Bei einer Frühgeburt ab der 24. Schwangerschaftswoche hat das Baby bei intensivmedizinischer Betreuung gute Überlebenschance. Ab der 28. Woche liegen die Chancen bereits bei 95 Prozent.

Wichtig zu wissen: Je früher ein Baby geboren wird, um so höher ist das Risiko, dass es bleibende Beeinträchtigungen davonträgt. Für das Überleben von Frühchen zählt jeder Tag, den das Kind im Mutterleib bleibt. Das Erreichen der 23. SSW gilt als Grenze der Lebensfähigkeit.  

Wie lange dauert der Mutterschutz bei einer Frühgeburt?

Dein Mutterschutz beginnt 6 Wochen vor der Geburt bzw. vor dem errechneten Termin und endet normalerweise 8 Wochen nach der Geburt. Wird das Baby aber zu früh geboren, das heißt, es gilt als medizinische Frühgeburt, dann verlängert sich der Mutterschutz von 8 auf 12 Wochen.

Mit unserem Mutterschutz- und Elternzeitrechner kannst Du Dir alle Fristen auf den Tag genau ausrechnen.

Wie wird das Alter eines Frühgeborenen berechnet?

Das Alter eines Frühchens berechnet sich ein wenig anders, als bei einem Kind, dass reif geboren ist. Wie genau, hängt von der jeweiligen Situation ab. Es gibt zum einen das chronologische Alter. Dieses wird ab dem Zeitpunkt der wirklichen Geburt berechnet. Nach diesem Alter richten sich zum Beispiel die Vorsorgeuntersuchungen.

Beim korrigierten Alter zieht man die Wochen, die das Baby zu früh geboren ist, von dem chronologischen Alter ab. Wenn ein Baby also zum Beispiel 5 Wochen zu früh geboren ist und jetzt 7 Wochen alt ist, spricht man von einem 2 Wochen alten Baby. Wenn man die Entwicklung eines Kindes betrachtet, verwendet man das korrigierte Alter.

Berechne das Alter Deines Frühchens ganz einfach hier: Wie alt ist mein Baby? ➤Praktischer Wochenrechner

Was begünstigt eine Frühgeburt?

Es gibt verschiedene Gründe, die das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Dazu zählen zum Beispiel:

Drohende Frühgeburt – was tun die Ärzte?

Das wohl eindeutigste Anzeichen für eine Frühgeburt sind vorzeitige Wehen. Außerdem kann es auch zu Blutungen und dem Platzen der Fruchtblase kommen. Wenn eine Frühgeburt droht, aber die Fruchtblase nicht geplatzt ist, versuchen die Ärzte die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Es zählt jeder Tag im Mutterleib, damit die Organe des Babys weiter reifen können. Dann muss die werdende Mutter strenge Bettruhe in der restlichen Schwangerschaft einhalten.

In der Regel bleibt die Schwangere zur Überwachung im Krankenhaus, wenn Wehen oder Blutungen aufgetreten sind. Die Ärzte und Ärztinnen versuchen dann mit Medikamenten die Muskulatur der Gebärmutter zu entspannen. So sollen weitere Wehen verhindert werden. Sobald die Fruchtblase geplatzt ist und der Muttermund mehr als 3 cm geöffnet ist, kann man die Geburt nicht mehr verhindern oder hinauszögern. Sehr früh geborene Kinder werden häufig mittels Kaiserschnitt auf die Welt geholt. Der Grund dafür: Ihr Kopf ist noch sehr weich und damit besonders empfindlich.

Die Lungenreifespritze

Besonders kritisch ist im Falle einer Frühgeburt die Lungenreife. Die Lunge wird in der Schwangerschaft erst relativ spät vollständig ausgebildet. Ist die Lunge nicht genügend gereift, setzt nach der Geburt keine eigenständige Lungenatmung ein. Wenn eine Frühgeburt absehbar ist, wird der Frau unter Umständen zwischen der 24. und 34. SSW Cortison gespritzt. Dies beschleunigt die Lungenreifung vor der Geburt. Durch eine besser gereifte Lunge steigen die Überlebenschancen erheblich. 

In jedem Fall ist es wichtig, dass das Kind nach der Geburt bestmöglich versorgt wird. Frühchen mit niedrigem und extrem niedrigem Geburtsgewicht (weniger als 1500 g) sollten möglichst in spezialisierten Krankenhäusern auf die Welt kommen. Hier können sie optimal versorgt werden.

Hinweis: Hier findest Du eine Liste der Perinatalzentren in Deutschland.

Risiken im Überblick

Die Medizin hat in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht. Die gesundheitlichen Probleme von Frühchen können gut behandelt werden. Die größten Risiken bei einem Frühchen sind die noch nicht vollständig ausgereiften Organe. Häufig leiden Frühgeborene unter Atemproblemen.

Bei einer ungenügend gereiften Lunge kann auch eine künstliche Beatmung nötig werden. Es besteht außerdem das Risiko für Hirnblutungen. Das liegt darin, dass die Blutgefäße eines Frühchens sehr empfindlich sind und leicht reißen können. Hirnblutungen können harmlos verlaufen, aber durchaus auch schwere Folgen haben.

Auch andere Organe, wie der Darm oder die Nieren sind unter Umständen noch nicht fertig entwickelt. Unter Umständen ist auch das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift. Das macht Frühgeborene besonders anfällig für Infektionen. 

Mäßig früh geborene Babys, die zwischen der 32. und 37. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind, holen in ihrer Entwicklung meist rasch auf und unterscheiden sich bald nicht mehr von reif geborenen Babys.

Schaut man sich die Meilensteine der kindlichen Entwicklung an, sollte man dabei das korrigierte Alter berücksichtigen.  

Es gibt aber auch mögliche Spätfolgen. Dazu zählen zum Beispiel Bewegungsstörungen, Wahrnehmungsprobleme (Sehen,  Fühlen, Hören), Verhaltensauffälligkeiten, wie Konzentrationsschwäche oder eine verminderte Intelligenz. Jedes Kind ist in seiner Entwicklung unterschiedlich. Spätfolgen können, aber müssen nicht auftreten. 

Frühchen: Kann man der vorzeitigen Geburt vorbeugen?

Komplett aus der Welt schaffen lässt sich das Risiko für eine Frühgeburt nicht. Es gibt aber einige Faktoren, auf die die Schwangere einen Einfluss hat. Sie kann zum Beispiel ihren Lebensstil an die Schwangerschaft anpassen. Das heißt, dass sie keinen Alkohol konsumiert oder raucht. Außerdem sollte sie Stress und negative Aufregung vermeiden.

Wichtig zu wissen: Eine gesunde Lebensweise kann definitiv das Risiko für eine Frühgeburt verringern. Das heißt aber auch nicht, dass es für jede Frühgeburt einen Grund gibt, den man hätte verhindern können. 


Nach dem heutigen Stand der Medizin haben auch Frühchen sehr gute Chancen zu überleben. Wenn Du Deine Erfahrungen und Gedanken zu dem Thema mit uns teilen möchtest, kannst Du das gern in den Kommentaren tun.

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